Selbstverständnis Lady*fest 2014

Lady*feste gibt es nun bereits seit über zehn Jahren, doch kein Lady*fest ist wie das andere. Da es kein einheitliches Format gibt, hängt die Gestaltung des Festivals immer stark von dem jeweiligen Organisationsteam ab. Auf der Suche nach unserem individuellen Profil und Selbstverständnis stellten sich uns eine Menge grundsätzlicher Fragen, die sich nicht so schnell beantworten ließen. Deswegen wollen wir sie nun zum Teil offen lassen und mit ins Festival hinübernehmen, wo sie im Rahmen der Veranstaltungen bzw. im Anschluss daran gemeinsam mit Euch diskutiert werden können.

Wir haben drei Themenfelder gefunden, an denen wir die Vorträge, Workshops und kulturellen Veranstaltungen des Festivals ausrichten möchten:

  • Darum Feminismus
  • Feminism – we can do it!
  • Intersektionalität: Schnittpunkt=Streitpunkt?!

Innerhalb dieses bewusst offen gehaltenen Rahmens wollen wir uns sowohl theoretisch als auch praktisch mit der Notwendigkeit von Feminismus auseinandersetzen, Strategien des Empowerment erproben und das Ganze aus intersektioneller Perspektive beleuchten.

Das Lady*fest soll ein Ort sein, an dem miteinander gelernt und kritisch diskutiert werden kann, immer auch mit Ausblick auf das nächste Lady*fest: Ein Meta-Lady*fest sozusagen! Im Idealfall erarbeiten wir so nebenher ein etwas schärfer umrissenes Konzept für 2015, an dem zudem mehr Menschen als nur das Orga-Team beteiligt sind.

Zu einigen Fragen mussten wir uns dennoch vorab positionieren, unter anderem was die Teilnahme von Männern* im Orga-Team angeht. Wir sind der Überzeugung, dass es auch Feministen gibt. Wir betrachten sie als Verbündete in unserem gemeinsamen Kampf auf dem Weg in eine gleichberechtigtere Gesellschaft. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, Männer* in unserem Orga-Team zu begrüßen.

Wir werden allerdings nur Referentinnen* und Künstlerinnen* (eventuell mit der Ausnahme eines gemischten Tandems zu spezifischen Themen) einladen, da eines der ersten Anliegen eines Lady*festes die Unterstützung und Sichtbarmachung von Frauen* in männlich dominierten Bereichen ist.

Bitte habt Verständnis dafür, dass einige unserer Veranstaltungen sich ausschließlich an Frauen* (Frauen sind alle, die sich als solche selbst definieren) wenden (siehe Programm). Wir möchten Menschen mehr Raum geben, die in unserer Gesellschaft aufgrund struktureller Benachteiligungen meistens verunsichtbart werden.

Wir bemühen uns, wie im letzten Jahr, um Awareness-Strukturen während des Festivals. Auch bei der Organisation sind wir darauf bedacht, die männliche Norm und hierarchische Verhältnisse stets zu reflektieren.

Die verschiedenen Veranstaltungen sollen eine möglichst breite Teilnahme ermöglichen. Es sind sowohl Events für Einsteiger*innen als auch Inputs für (Radikal)feminist*innen vorgesehen. Das Lady*fest 2014 soll ein Festival für alle feministisch interessierten Menschen sein!

Die Verwendung der Geschlechterkategorien „Frau“ und „Mann“ sind für uns vor allem Analysemittel, um so verschiedene Ausgrenzungsmechanismen und Benachteiligungsstrukturen aufzeigen zu können. Wir begreifen „Frau“ und „Mann“ nicht als feststehende definitive Beschreibungen von Personen: Wir werden nicht als „Frau“ oder „Mann“ geboren, sondern werden erst nach und nach in diese Schubladen gesteckt und darauf festgelegt. Wir verstehen Geschlechterkategorien als gesellschaftlich und historisch gewachsene und tief verwurzelte soziale Konstrukte. Diese gilt es aufzubrechen – ohne ihre Wirkungsmacht und repressive Kraft für jeden einzelnen Menschen übersehen oder relativieren zu wollen. Das heißt für uns gegen sexistisch und heteronormativ diskriminierende Strukturen zu handeln und dadurch den Idealen von Freiheit, Emanzipation und Selbstbestimmung zum Durchbruch zu verhelfen. Aus diesem Grund lehnen wir jede Form von Diskriminierung und Unterdrückung wie Rassismus, Sexismus, Homo-, trans*- und inter*-phobie und andere ab.

Wir wollen selbst nicht im binären Geschlechtersystem verharren, sondern plädieren für ein plurales, flexibles Verständnis von Geschlecht, Begehren und Geschlechteridentitäten: Es gibt mehr als zwei Geschlechter und somit verschiedenste Geschlechteridentitäten!

Ladiez* und Unterstützer*, kommt zuhauf, das ist Euer Fest!